Onlinehändler zahlen bald mehr für Verpackungsmüll

In vielen Haushalten herrscht ein hohes Aufkommen an Papiermüll. Schon vor Monatsende platzt die Tonne sprichwörtlich aus allen Nähten. Das ist nicht nur für die Abfallwirtschaft ein Problem, sondern auch für den Onlinehandel. Mehr als 50 % des Papierabfalls entsteht bei der Entsorgung von Kartons. Daher sollen Onlinehändler als Verursacher hier in Zukunft stärker zur Kasse gebeten werden.

Der boomende Onlinehandel hat auch Schattenseiten. Nicht nur für die Auslieferer von Paketen entsteht Mehrarbeit, sondern auch für die Abfallbetriebe.  Besonders in den letzten Jahren zeichnet sich eine überdurchschnittliche Produktion an Müll aus. Der Anteil von Verpackungsmüll war dabei so groß wie nie. Kommunale Betriebe rufen nun verstärkt nach einer Lösung, die die Pflicht beim Versandhändler als Verursacher dieser Karton-Berge sieht.

Verpackungen sind ein großes Abfallproblem

Verpackungen und Kartons finden sich in jeder Altpapiertonne. Manchmal machen sie dabei nur die Hälfte, manchmal ganze zwei Drittel des Gesamtvolumens der Tonne aus. Besonders problematisch ist dabei die falsche Entsorgung. Kartons werden dabei einfach so in die Tonne geworfen. Dadurch bleiben große Hohlräume bestehen, die nicht genutzt werden können. Werden die Kartons beim Wegwerfen nicht zerrissen oder wenigstens zusammengefaltet, kann der vorhandene Platz in der Mülltonne nicht sinnvoll genutzt werden und diese ist trotz geringer Inhaltsmenge sehr schnell voll.

Verpackungshersteller zahlen bereits

Derzeit zahlen Verpackungshersteller Lizenzgebühren für die anfallende Müllentsorgung. Diese wird, wie viele andere Kosten, auf den Verkaufspreis an die Kunden weitergegeben. Für die Altpapier-Entsorgung existiert ein duales System. Teil davon sind auch der Gelbe Sack sowie die Gelbe Tonne. Von Herstellern wird hier aber nur ein Anteil von maximal 20 % getragen, der längst nicht mehr den Umfang des entstehenden Verpackungsmülls widerspiegelt. Vor allem von Seiten des Verbraucherschutzes ist hier die Kritik groß, da die Verbraucher derzeit quasi doppelt für die Entsorgung von Verpackungsmüll zahlen.

Frust bei Abfallbetrieben

Überfüllte Altpapiertonnen sind nicht nur für Verbraucher ein Ärgernis, sondern ebenso für die Abfallbetriebe. Zwar ist Papier deren Wertstoff, sie verdienen im Vergleich aber mehr Geld mit dem Recycling von Zeitungen und Magazinen. Dabei handelt es sich um hochwertigeres Papier, das nun aber oftmals nicht mehr in die Tonne passt. Passen Kataloge, Briefpapier und Co. nicht mehr in die Tonne, weil diese zum Großteil von Verpackungsmüll ausgefüllt wird, ist das ärgerlich für die Betriebe, denn sie verdienen daran weniger Geld. Die seit Januar 2019 gültige Verpackungsordnung soll für eine gerechtere Kostenumverteilung sorgen.

Neues Verpackungsgesetz

Der 1. Januar 2019 brachte ein neues Verpackungsgesetz. Das Ziel ist die bessere Verteilung anfallender Kosten für die Entsorgung von Verpackungsmüll. Mit dem neuen Gesetz soll ein Register aller Unternehmen erstellt werden, die bereits für die Entsorgung zahlen. Dieses wird öffentlich zugänglich sein. Die Gesetzgeber erhoffen sich daraus, dass ein öffentlicher Druck für die nicht zahlenden Unternehmen entsteht, denn diesen droht bei Nicht-Einhaltung des Gesetzes eine Strafe. Auch Onlinehändler sollten sich so schnell wie möglich beim neuen Verpackungsregister Lucid registrieren, um Abmahnungen zu entgehen.

Das Ziel steigender Kosten für Verpackungsmüll

Angepasste Kosten für die Entsorgung von Papiermüll sollen keinesfalls als Strafe für Händler gesehen werden. Stattdessen geht es darum, eine angemessene Beteiligung zu finden, die auf aktuellen Auswertungen basiert. Außerdem sei es das Ziel, Händlern einen Anreiz für ein neues Umweltbewusstsein zu geben. Umweltschonenderes Denken bei der Verwendung von Verpackungsmaterialien könnte sich positiv auf die Gesamtmenge anfallenden Verpackungsmülls auswirken. Die neuen Regelungen sollen außerdem bewirken, dass Händler in Zukunft unnötige Verpackungen vermeiden oder verstärkt recycelte Materialien einsetzen. Weniger ökologische Lösungen werden deshalb mit höheren Lizenzgeldern verbunden, um den Anreiz möglichst hoch zu halten.

Ökologische Verpackungen lohnen sich gleich doppelt

Nicht nur aufgrund des neuen Verpackungsgesetzes macht ein Blick auf ökologische Verpackungslösungen sehr viel Sinn. Immer mehr Endverbraucher entwickeln ein starkes Umweltbewusstsein, von dem sie auch die eigenen Kaufentscheidungen beeinflussen lassen. Minimalismus und Zero Waste wurden zu Trendbegriffen erkoren, die einigen Firmen einen klaren Marktvorteil liefern. Ganze Geschäfte bauen darauf auf, unverpackte Produkte anzubieten, um dem unnötigen Verpackungsmüll den Kampf anzusagen. Wer hier strategisch vorgeht, kann den ökologischen Umgang mit den eigenen Produkten zum USP erheben. Bieten Sie dafür beispielsweise den CO2-neutralen Versand an. Auch der Einsatz von recycelbaren Kartons oder der Verzicht auf Plastikprodukte kann Ihnen den entscheidenden Vorteil bringen. Gerade im direkten Vergleich geben Verbraucher oft dem Händler den Vorzug, dessen Angebot Ihnen ökologischer vorkommt. Kann Ihre Firma durch umweltbewusstes Verhalten punkten, sollten Sie dies deutlich kennzeichnen. Ergänzen Sie entsprechende Hinweise deutlich sichtbar auf Ihrer Webseite.

Es herrscht derzeit noch Unsicherheit darüber, ob steigende Kosten bei Händlern tatsächlich ein Umdenken bewirken können oder stattdessen einfach die Produktpreise angepasst werden. Am Ende sind neben Unternehmern auch die Verbraucher gefragt, ihren Teil zur Müllvermeidung beizutragen.

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